Donostia-San Sebastián

Donostia-San Sebastián

Mit Biarritz hatte mein letztes französisches Reisezziel abgehakt und war bereit für den zweiten Teil meiner Reise, die Erkundung der nördlichen iberischen Halbinsel. Erste Station bildete das zentrale Baskenland mit Donostia (baskisch) bzw. San Sebastián (kastilisch) ersten Anlaufpunkt.

Die Fahrt nach Donostia

Pünktlich zum Ende meines Frankreichaufenthalts wurde auch das in Rennes gekaufte Gigabyte Datenvolumen aufgebraucht — leider genau in dem Moment, als ich mich nach einem Stellplatz in Spanien umsehen wollte. Nach meinem Aufbruch in Biarritz ging es also erst einmal darum, den nächsten McDonalds zu finden und mir ein paar mögliche Fahrziele herauszuschreiben. Glücklicherweise behandelt mein Navi Schnellrestaurants als "Points of Interest" und so konnte ich den nächsten relativ problemlos finden.

Er stellte sich schnell heraus, dass San Sebastián WoMo-technisch nicht so viel zu bieten hatte. Der beste Stellplatz im Stadtgebiet befand sich in unmittelbarer Nähe eines Stadions und konnte mit vielen Stellplätzen und kostenlosen Ver-/ Entsorgungsmöglichkeiten überzeugen, wurde also notiert. Außerdem gab es noch ein paar Nachbarorte, die allermeistens aber schon außerhalb meines gewünschten Radius' lagen. Trotzdem schrieb ich mir ein paar raus, so zur Sicherheit.

Desto näher man der spanischen Grenze kommt, umso entspannter gestaltet sich die Verkehrssituation. Man fährt über die Küstenstraße direkt in die Ausläufer der Pyrenäen, durch die man mittels schöner, hügeliger Alleen geleitet wird. Man kann von der Straße aus weit ins Hochgebirge blicken. Auch wenn die Berge hier im Vergleich zum Zentralmassiv noch relativ niedrig sind, wirken sie durch den Höhenunterschied zum nahen Meer riesig. Leider habe ich nicht daran gedacht einmal anzuhalten und die Berge zu fotografieren, war wirklich schön zu sehen und zu fahren.

Die spanische Grenze habe ich leider auf Grund des Straßenverkehrs verpasst. Zwischen Hendaye und Benobia fährt man nach zwei Kreisverkehren über eine Brücke, biegt in den nächsten Kreisverkehr ein und zack ist man in Spanien. Die tatsächliche Grenze war, wer hätte es gedacht, der Mittelpfeiler der Brücke. Die Schrift der Verkehrsschilder ändert sich sofort, es dauert aber noch ein paar Kilometer, bis sich auch deren Inhalte (Höchstgeschwindigkeiten) ändern. Scheinbar möchte man die verirrten Franzosen erstmal aus dem Chaos des Grenzübergangs herausholen, um ihnen auf einer Art "Teststrecke" ganz gemütlich die spanischen Gepflogenheiten im Straßenverkehr zu erläutern. Außer, dass hier wohl mehr Wert auf die Multiplizierbarkeit der Höchstgeschwindigkeiten gelegt wird (Stadt 40, Landstraße 80, Autobahn 120) gibt es aber nichts Besonderes zu beachten.

Kurztrip nach San Sebastián

Auf der Stadtautobahn war man schnell in Donostia und auch relativ schnell beim eingegebenen Reiseziel. Leider stellt sich bald heraus, das der WoMo-Parkplatz wegen irgendeines großen Events gesperrt war und ich mir eine Alternative überlegen musste. Da es allerdings schon Samstag Nachmittag war und ich für meine weitere Planung gerne eine zuverlässige Internetverbindung gehabt hätte ging es erst einmal auf einen vorläufigen Schattenparkplatz in der Nähe und dann mit dem Fahrrad in die Stadt. Zu Orange wollte ich wegen den Erfahrungen in Rennes nicht mehr. Der größte Anbieter in Spanien ist Movistar, und so fuhr ich nacheinander die ebenfalls in Frankreich aufgeschriebenen Filialen ab.

In der ersten Filiale war eine halbe Stunde vor offiziellem Ladenschluss schon niemand mehr zu sehen, was den gleichzeitig mit mir eintreffenende Spanier und mich etwas ratlos vor der Türe stehen ließ. Die nächste Filiale hatte zum Glück noch eine Stunde geöffnet und hier wurden auch noch Menschen beraten.

Habe mich dann für den "Discount-Anbieter" von Movistar, Tuenti entschieden. Für 30€ bekommt man hier 4 GB LTE Datenvolumen (Man kann seine 30 Euro aber auch für eine SMS oder Anruf-Flat ausgeben; wie man mag) und hat 60 Freiminuten VOIP-Telefonie in ganz Europa (W-Lan oder 3G als Mindestvoraussetzung). Außerdem erlaubt der spanische Prepaid-Tarif im Gegensatz zu dem von Orange das Tethering über USB, was es wesentlich einfacher für mich macht, neue Reiseberichte hochzuladen (Handy über USB an den PC anschließen, Tethering einschalten und schon kann ich mit meinem Laptop ins Netz). Einziger Nachteil ist, dass es keinen Support von Seiten Movistars gibt, man muss alles mit Online-Tickets oder spanischen FAQs lösen. Verwaltet wird der Tarif über eine App, die es ebenfalls nur auf Spanisch gibt. Sie funktioniert aber sehr intuitiv.

Habe die nette Movistar-Mitarbeiterin auf Grund meiner Erfahrungen in Reims und Rennes dann leider sehr, sehr, sehr intensiv löchern müssen, dass ich auch wirklich alles richtig verstehe und mir nicht wieder so ein Mist passiert. War aber sehr geduldig und nach einer Dreiviertel Stunde ging es wieder in die Straßen Donostias. Ach ja, und ich habe sie nach diesem parkplatzverhindernden Großevent gefragt und sie hat mich dann darüber aufgeklärt, dass in dieser Woche die semana grande stattfindet. Das ist ein großes Stadtfest mit Konzerten, Umzügen und einem internationalen Feuerwerkswettbewerb. Top, dachte ich mir, dann hast du ja schon einmal ein Abendprogramm.

Weil mir gerade nichts besseres einfiel, ging ich in den nächstbesten Supermarkt, um mich für die nächsten Wochen ein bisschen zu orientieren. Spanische Supermärkte sind ähnlich wie die französischen (mit Carrefour gibt es auch eine länderübergreifende Kette), nur mit wesentlich mehr Metzgern (es gab in diesem Supermarkt für jede Fleischsorte eine eigene Abteilung) und einem fiesen Chlorgeruch in der Fischabteilung (in Frankreich riecht es in dieser Ecke penetrant nach Fisch, aber der Chlorgeruch ist für mich persönlich noch übler... mir ist wirklich schlecht geworden vor dieser Theke). Ich nahm mir verschiedene Kleinigkeiten mit und machte mich auf den Weg zurück zum Auto.

Krise in Hernani

Bei HORA angekommen musste ich feststellen, dass sich mein Handy nicht mit dem Internet verbinden konnte, was es in der Stadt noch problemlos getan hatte. Deswegen arbeitete ich meinen Notizzettel weiter ab und gab den nächstgelegenen Stellplatz in Hernani ein. Mein Navi hatte einige Probleme, die Adresse zu finden und stieg kurz vor dem Ziel komplett aus. Das ist mir auch schon in Biarritz passiert aber in Spanien sollte sich zeigen, dass das Kartenmaterial auf dem Gerät wirklich hoffnungslos veraltet ist. Updaten kann ich es aber unterwegs nicht, weil das Updateprogramm einen Windowsrechner braucht und ca. 10GB an Daten herunterladen muss.

Das Fahren wurde langsam richtig ungemütlich. Wenn ich es vermeiden kann fahre ich zwischen 4 und 6 Uhr nicht durch die Gegend, es ist die heißeste Zeit des Tages, ich kann mich nicht konzentrieren und alles ist vom Feierabendverkehr verstopft. Zusammen mit der Ungewissheit des Navis, dass mich unbedingt verkehrt herum in Einbahnstaßen lenken wollte und der Möglichkeiten nicht auf dem Handy gegenchecken zu können war ich ziemlich angenervt, nervös und unkonzentriert. Und zur Krönung des Ganzen machte HORA dann auf einem Parkplatz, den ich mir zur Neuordnung meiner Gedanken und Prioritäten ausgesucht hatte, zu enge Bekanntschaft mit einem Baum. An der Stelle war zum Glück schon eine Delle, die nur unwesentlich vertieft und durch das Braungrün der Rinde eigentlich nur hervorgehoben wurde, aber das gab meiner Laune den Rest. So hatte ich mir meinen ersten Tag in Spanien nicht vorgestellt.

Nachdem ich HORA wieder saubergemacht und einen Schluck getrunken hatte ging es darum, die Baustellen nacheinander abzuarbeiten. Für meine Weiterfahrt unabdingbar war eine Internetverbindung. Also bin ich zur nächsten Kneipe gestapft und habe gefragt, ob ich vielleicht mal das W-Lan benutzen könnte. Nach radebrechendem Englisch von beiden Seiten konnte ich mich schließlich durch die vielen spanischen Anleitungen zum Thema wühlen. Nach einer halben Stunde war die Verbindung wieder da und ich relativ stolz auf mich. Also zum nächsten Punkt, der Recherche des richtigen Stellplatzes.

Mein Parkplatz war glücklicherweise nicht weit von meinem Ziel entfernt, es waren nur ein paar hundert Meter. Als ich zurückkam traf ich auf eine ältere Frau, die samt Fahrrad und Hund in den T3 neben mir einstieg. Kurzentschlossen versuchte ich ein Gespräch über ihren Bus und den Radweg nach San Sebastián anzufangen. Geklappt hat es nicht so ganz, aber sie wusste was ich wollte und malte mir sogar eine kleine Karte auf einen Fetzen Papier. Als ich dann auch noch auf meinem park4night-Stellplatz ankam (eigentlich war es einfach eine große Freifläche, die wohl für die Besucher des angrenzenden Friedhofs gedacht war) und auf dem Friedhof sowohl eine Toilette als auch eine Frischwasserversorgung vorfand, war der Frust fast vollständig vergangen.

Die Nacht war leider etwas ungemütlich, da ich die Seitentür zum Auskühlen zu lange offen gelassen hatte und mir daher mein Bett (und v.a. mein Blut) mit bestimmt 15 Mücken teilen musste, die aber durch bedächtigen Einsatz der Fliegenklappe allesamt den nächsten Morgen nicht erlebten.

Tagesausflug Donostia

Wolken verfangen sich in den Häusern von Donostia.

Am nächsten Tag ging es dann der Karte der T3-Besitzerin folgend Richtung San Sebastián. Die Karte war richtig aber nur sehr grob, weswegen ich mich öfter einmal bei Passanten vergewissern musste, ob ich noch auf dem richtigen Weg war. Bis auf den extrem steilen Berg von Hernani ins Tal verlief die Tour sehr gemütlich, da flach. Nach 50 Minuten stand ich am ersten der drei Stände Donostias.

Der Zurriola-Strand Richtung Nordosten.

Der Zurriola-Strand gilt als der "junge Strand", wohl wegen den Beachvolleyball und Surf-Möglichkeiten. Hier fand im Rahmen der semana grande ein Konzert einer Country/Blues-Band, sowie eine "Weltmeisterschaft" (ich weiß nicht nach welchen Kriterien, weltmeisterlich sah mir das im Vergleich zu Olympia nicht aus) im Beachrugby und -volleyball statt. Ich habe mir alle Attraktionen in Ruhe angesehen und bin dann weiter Richtung La Concha.

Zurriola mit Berg Urgull im Hintergrund.

Wenn man Bilder von San Sebastián sieht, so sind es allermeistens Aussichten über die berühmte La Concha-Bucht (la concha — die Muschel) Richtung Innenstadt und die dahinterliegenden Berge. Eingerahmt wird die Bucht von den beiden Bergen Igeldo und Urgull. Letzterer liegt zwischen Zurriola-Strand und der Muschel, weswegen ich auf diesen hinaufgeklettert bin.

Blick durch die Bäume auf Urgull.

Trotz vielen schattenspendenden Bäumen und überall verfügbaren Wasserstellen war es keine gute Idee in der größten Mittagshitze die verschiedenen Verteidigungsringe des Urgull zu erklettern (auf dem Berg befand sich mehrere jahrhundertelang eine Marinebatterie). Der Blick über die Bucht entschädigte allerdings für die Strapazen.

Der Ondarreta-Strand.
Der La Concha-Strand mit ziemlich toller Meeresfarbe.

Nachdem ich wieder heruntergeklettert war ging es durch den Hafen in die Altstadt. Die nördliche Altstadt ist von einem sehr gleichmäßigen Gassennetz geprägt, sodass es einem nicht immer leicht fällt, sich zu orientieren. In vielen Bars werden die sog. pinxtos angeboten. Sie sind die baskische Version von Tapas — wesentlich größer und aufwändiger gemacht. Sah gut aus; die Touristen standen bei den meisten Kneipen bis auf die Straße.

Vom Urgull ausgehender Teilblick über die Bucht. Die kleine Insel ist Santa Clara, der größere Berg dahinter Igeldo.

Mit dem Fahrrad fuhr ich dann im fast-Schritt-Tempo gemütlich an den beiden Stränden in der Concha entlang. Es war Sonntag und dementsprechend war der Strand vollgestopft mit Menschen. Es scheint, dass sie Spanier in puncto FKK noch relaxter sind als die Franzosen, zum Glück war der "Ich-brauche-Aufmerksamkeit"-Faktor im Vergleich zu Biarritz nicht ganz so groß. Am anderen Ende der Bucht konnte man sich in den Schatten vom Igeldo setzen und sowohl die Bucht mit der kleinen Insel Santa Clara als auch ein paar Stahlkunstwerke bewundern.

Stahlkunst am Igeldo.

Auf dem Rückweg erkundigte ich mich bei einer buchlesenden Spanierin in meinem Alter noch nach dem besten Platz zum Feuerwerk-Schauen und ihrer Empfehlung bezüglich des Bandprogramms. Es gab zwar Informationsmaterial und Veranstaltungskalender, die überall in der Stadt aushingen. Allerdings sind die leider nur auf baskisch, und das bekommt der Google-Übersetzer semantisch manchmal einfach nicht gebacken.

Die Sache mit den Basken

Ich wusste schon vor meiner Reise, dass das mit dem Nationalbewusstsein und dem Zentralstaat in Spanien nochmal eine ganz andere Sache als bei uns ist. Bei jahrzehntelangem ETA-Terror und katalanische Sezessionsbemühungen, die mit allerhärtesten Bandagen ausgefochten werden kommt einem sein eigene, kleine, nordbayerische Identität schon ziemlich angepasst und pseudoindividuell vor.

Zum Glück hat sich die Gewalt auch hier nicht durchsetzen können, doch die Euskaldunak (zu Deutsch: Baskischsprecher) konnten ihre Identität und wohl auch in gewisser Weise ihre Autonomie innerhalb Spaniens bewahren. Am Deutlichsten sieht man das an der (Schrift-)Sprache. Autobahnschilder, Geschäftsbezeichnungen, Werbung — alles auf Baskisch. Wenn man Glück hat, gibt es eine spanische Übersetzung, die aber deutlich kleiner geschrieben und vom "richtigen" Text abgesetzt ist. Das Problem für Außenstehende ist nun, dass das Baskische die einzige Sprache in Europa ist, die völlig isoliert von allen anderen großen Sprachfamilien existiert. Es lassen sich keinerlei Gemeinsamkeiten mit anderen indogermanischen Sprachen erkennen (geschweigedenn mit uralischen oder semitischen, aber das hätte mir auch nichts gebracht). Dementsprechend lässt sich auch rein gar nichts ableiten, was nicht aus anderen Sprachen übernommen wurde, oder wo man den Kontext gerade noch erraten kann. Man kommt sich wirklich verloren vor, wenn man darauf nicht eingestellt ist.

Dass das "Obst und Gemüse" heißen soll, kann man sich gerade noch herleiten. "Angebot" ist aber ganz verkaufsfördernd auf Spanisch ;).
Baskische Werbung am Geldautomaten. Leider habe ich mich erst spät entschlossen, Bilder von baskischer Schrift zu knipsen, deswegen die Beispiele nicht so prägnant. Es gab im Hafen z.B. noch einen riesigen Hinweis auf eine Notfallnummer bei sexuellen Übergriffen — nur für Basken zu lesen.

Glücklicherweise sind die Basken aber sehr aufgeschlossen, was Nicht-Sprecher angeht, und so versucht man es eben mit Hand und Fuß oder auf Englisch. Das klappt in Spanien besser als in Frankreich, auch wenn ich auch noch nicht so viele Englisch-sprechende Menschen getroffen habe. Die Einstellung zu dem Thema ist aber eine Andere... wenn man zwischen Baskisch, Kastilisch (das "offizielle" Spanisch) und Katalanisch (um Barcelona und in Andorra gesprochen) hin- und herwechseln muss, kann man wohl auch eher ein, zwei Brocken Englisch oder das ein oder andere Handzeichen verschmerzen. Kaixo (gesprochen: kaischo, Betonung auf der ersten Silbe) für Hallo, hatte ich mir aber wenigstens angewöhnt.

Feuerwerk

Die Baskin/Spanierin (bei den vielen spanischen Touristen hier weiß man auch das nicht genau) empfahl mir eine baskische Band, die am Hafen spielen sollte, von wo man auch das Feuerwerk am besten sehen konnte. Der Barmann am Hafen erklärte mir allerdings (nachdem er mir die baskische Getränkekarte übersetzt hatte), dass die Band frühestens nach dem Feuerwerk spielen würde. Schade, weil ich sie schon seit dem ich auf dem Berg Urgull war Soundcheck machten und mittlerweile auch schon zwei Lieder am Stück spielten, die mir eigentlich ganz gut gefielen. Nach dem Feuerwerk wollte ich aber auf jeden Fall heim und so setzte ich mich nur auf die Hafenmauer und wartete auf den Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang im Hafen.

Ach ja, und dann noch dieser Umzug. Auf dem Rückweg vom Berg Igeldo lief ich mitten in einen Festzug hinein, der einerseits aus Musikern mit Baskenmützen und schalmeienartigen Instrumenten und andererseit aus fünf Meter hohen Figuren bestand, die wohl eine baskische / donostianische Erzählung entsprangen. Sie wurden von jeweils einem der Musiker für ein paar Meter durch die Stadt getragen und zeichneten sich vor allem dadurch aus, dass sie sich sehr schnell drehten.

Figuren im Baskenumzug.

Das Feuerwerk sah ich mir dann vom Hafen aus an. Eine Woche lang bekommt jeden Abend ein anderes Team von Feuerwerkern die Chance, die Stadt und die Jury von ihrem Können zu überzeugen. Diesen Sonntag waren die Basken dran. Das Feuerwerk war sehr schön, v.a. weil es das erste Feuerwerk war, bei dem ich das Gefühl hatte, die Bomben explodieren in einem gewissen akustischen Rhythmus, der mit dem optischen korrelierte. Das ist gar nicht so leicht hinzubekommen, weil der Schall ja wesentlich länger zum Ohr braucht als das Licht zu den Augen. Die Jungs und Mädels mussten also die Explosionen am Himmel mit den Geräuschen der bereits explodierten Bomben synchronisieren. Das hat sehr gut geklappt. Außerdem gab es ein paar Effekte, die ich vorher auch noch nicht gesehen habe; kleine "Wasserfälle" am Himmel waren das. Da meine Handykamera aber keine zu gebrauchenden Bilder gemacht hätte, habe ich das gelassen. Ich weiß leider nicht, wer gewonnen hat, die Info ist vermutlich auch nur auf Baskisch zu bekommen.

Die Heimfahrt ging dann schon schneller und war ohne größere Vorkommnisse; ich kannte den Weg ja mittlerweile.

Fauler Strandtag

Der zweite Tag war dann ausschließlich zum Sonnenbaden am Zurriola-Strand gedacht. Mit im Gepäck hatte mit mein nächstes Buch, "Der Trafikant" von Robert Seelthaler. Dazu schreibe ich in meinem nächsten Blog-Eintrag was, es hat zusammen mit anderen Ereignissen einiges bei mir in Bewegung gesetzt.

Dementsprechend unereignisreich verlief die ganze Sache, habe mir nur zwischendrin mal was vom "Argentinian Grill" gegönnt (eine Art "gemischtes Steak" mit verschiedenem Fleisch und ner ziemlich leckeren Paste) und mich ansonsten von einer Seite auf die andere gewälzt.

Auf nach Bilbao

Am letzten Tag in Hernani wurde mal wieder gewaschen. Beim Fahren durch den Ort fiel wieder ein ein unangenehmer Kohlgeruch auf, den ich bisher auf die Mülltonnen neben meinem Stellplatz geschoben hatte. Aber scheinbar drückte das mittlerweile ziemlich miese Wetter durch die Straßen der Stadt, was wirklich nicht besser als mit "fauliger Blumenkohl" beschrieben werden kann. Hat mich ein bisschen gehoben.

Der Waschsalon war ein Baskischer Waschsalon, der sich aber wohl wegen der Größe des Ortes die spanischen Beschriftungen für seine Geräte gleich ganz gespart hat und den Kunden nur auf Baskisch durchs Programm führte. Glücklicherweise habe ich mittlerweile ja Erfahrung im Waschsalon waschen; so viele unterschiedliche/komplizierte Schritte gibt es ja nicht und so ging es nach ein paar Try-And-Error-Versuchen auch glatt.

Eigentlich wollte ich in der Zwischenzeit einkaufen, aber der LIDL, wie die meisten kleineren Supermärkte in Spanien, macht hier erst um 9.15 Uhr auf und schließt dafür aber auch um 5. Samstage, Sonntage oder Montage gelten dann für gewöhnlich auch noch mal verkürzte Öffnungszeiten, d.h. man muss sich schon ein bisschen beeilen mit dem Einkauf. Hab versucht das mit der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Spanien zusammenzubekommen (Kassiererinnen und Kassierer sind hier im Schnitt deutlich älter und männlicher als in Frankreich), hab bisher aber keinen abschließenden Gedanken gefasst.

Mein nächstes Reiseziel war Bilbao. Da ich ja eigentlich Richtung Santiago de Compostela wollte, fuhr ich nicht die verwinkelte Küstenstraße, sondern die schnellere Nationalstraße im Inland. War aber auch richtig schön zu fahren, man kommt in bewaldetes Gebirge mit mittlerweile deutlich höheren Bergen als an der spanisch-französischen Grenze. Leider gab es keine guten Möglichkeiten, einmal anzuhalten und ein Foto zu machen. Auch gings jetzt richtig mit der Serpentinierung der Straßenverhältnisse los. Am Anfang fand ich es etwas gefährlich, mittlerweile macht es mir Spaß, HORA um die Kurven zu jagen (natürlich alles in angemessener Geschwindigkeit und auf den Gegenverkehr bedacht... :P).

Leider waren auch hier meine Navi-Karten veraltet und so kannte sich das Gerät zwar richtungstechnisch aus, hatte aber keine Ahnung mehr auf was für Straßen ich mich bewegte. Und so kam es wie es kommen musste; nach sechswöchiger konsequenter Vermeidungstaktik wartete hinter einer Biegung meine erste Mautstation. Da ich absolut keine Ahnung hatte wie das funktioniert und auch keine Menschenseele in Sichtweite war, fuhr ich erstmal in die Zufahrt der Autobahnmeisterei und fluchte ein bisschen. Die ganze Aktion kommentierte mein Navi nach halbstündiger interner Irrfahrt trocken mit: Strecke ohne Mautgebühren nicht möglich.

Dann kamen nach und nach die ersten Autos und passierten die Mautstelle. Zusammen mit nem kurzen Blick aufs Smartphone war die Sache eigentlich ja auch ganz einfach und schnell verstanden: An die Schranke fahren, Ticket ziehen, durchfahren. Dann solange man lustig ist auf der Autobahn bleiben und an der gewünschten Abfahrt möglichst in die Schlange mit dem Bargeld-Symbol fahren. Dem Mauttypen das Ticket zeigen, zahlen, weiterfahren.

Da ich so schnell wie möglich wieder runter wollte von der (wirklich sehr gepflegten) Privatstraße bin ich gleich die nächste Raus; hat mich dann auch netterweise nichts gekostet. Nach einer weiteren Stunde war ich dann am Strand von Sopela, etwas nördlich von Bilbao.

Weiter geht's mit meinem Reisebericht Bilbao bis Elorriaga Auzoa.