Giverny

Giverny

Seit gut zwei Wochen bin ich im Rahmen meiner West- und Südeuropatour durch Frankreich unterwegs. Metz, Verdun, Reims und Paris liegen bereits hinter mir. Für die kommenden Tage und Wochen habe ich beschlossen, mal den Versuch eines kleinen Reiseberichts zu wagen.

Ich kann nicht versprechen, dass das hier immer up-to-date ist und ich regelmäßig schreibe. Auch Stil und Umfang können sich von Tag zu Tag und nach Lust und Laune ändern. Aber trotzdem möchte ich grob festhalten, was auf meiner Reise so passiert ist (im Großen und im Kleinen) und welche Eindrücke und Einsichten ich gewonnen habe. Wenn ich Zeit finde gibt es auch noch "Nachberichte" zu den intensiven Anfängen meiner Reise. Ach ja, und irgendwann müsste man auch nochmal Blog-Eintrag über den Wohnmobil-Ausbau schreiben... Naja. Los geht's erstmal mit Giverny.

Von Paris nach Giverny

Nachdem mein letzter Tag in Paris vor allem der Besichtigung (besser: dem Durchstehen) von Versailles gewidmet war, habe ich gegen Abend zum Glück noch in der kleinen deutschen Buchhandlung vorbeischauen können, die ich am Vortag entdeckt hatte. Die Inhaberin war ausgewanderte Deutsche und so haben wir uns doch eine ganze Weile unterhalten: Über Buchempfehlungen, die Schwierigkeiten einer Librairie Allmande in Paris und natürlich über den Franzosen im Allgemeinen und den Pariser im Besonderen. Als kleinen Tipp, gab sie mir auf den Weg, solle ich auf meiner Tour doch mal in Giverny vorbeischauen. Hier konnte man Claude Monets Haus samt Garten und und dem berühmten Seerosenteich besichtigen. Eigentlich wollte ich gleich weiter nach Rouen, aber da Giverny wirklich direkt auf dem Weg liegt und ein gutes Etappenziel nach Paris darstellte, änderte ich meine Pläne für den nächsten Tag dann doch ab.

Früh um fünf Uhr bin ich losgefahren, um dem schlimmsten Pendlerverkehr auf der Ringautobahn zu entgehen. Mittlerweile kann ich mich mit den französischen Straßenverhältnissen und Fahrgewohnheiten ganz gut arrangieren, trotzdem war es relativ anstrengend. Dreispurige Straßen ohne Markierungen sind keine Seltenheit, und wenn man dann an einer Kreuzung steht, die eigentlich keine reine Kreuzung ist sondern zusätzlich noch versucht, den Verkehr in fünf oder sieben kleine Straßen aufzuteilen kann es schon mal unübersichtlich werden.

Nach einer halben Stunde Fahrt bin ich dann endlich in der Normandie angekommen. Schöne Landschaft, von kleinen bis mittelgroßen Feldern überzogen; leicht hügelig. Giverny liegt nahe bei Vernon, das wiederum an der Seine liegt. Am östlichen Ufer des Flußes ziehen sich kleine Bergkämme entlang und am Fuße so eines Kammes liegt das Monet-Dorf.

Das Monet-Dorf

In Giverny angekommen habe ich souverän den nächsten Parkplatz angesteuert nur um kurz darauf festzustellen, dass dessen Ausfahrt mit 2 Metern höhenbeschränkt war (HORA, mein Bus, ist vermutlich so 220-225 cm hoch...). Der extra eingerichtete Wohnmobilparkplatz hat allerdings erst um Neun aufgemacht, deswegen habe ich beschlossen einfach stehen zu bleiben und darauf zu hoffen, dass man da wo man reingekommen ist auch irgendwann wieder rauskommt.

Nach einem kurzen Frühstück und Fahrradtour zum nächsten Supermarkt nach Vernon habe ich mir dann ein bisschen das Dorf angesehen. Es ist immer wieder erstaunlich wie manche Orte komplett in ihrer Geschichte "aufgehen": Außer Monet gibt es hier praktisch kein anderes Thema, alle Cafés, alle Straßen und Gebäude stellen ständig Referenzen her; sogar jeder einzelne Garten, egal ob an der Hauptstraße gelegen oder im hintersten Winkel der Ortschaft sieht aus wie das Vorbild in der Dorfmitte (ich wette da gibts eine Verordnung von oben). Als ich am Monet-Haus angekommen war hatte sich bereits eine kleine Schlange vor dem Kassenhäuschen gebildet. Der Preis war im Nachhinein schon happig, 5,50€ für Studenten... aber gut, was solls.


Der Garten ist... schön, zweifellos, wenn auch nicht so schön wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich mag impressionistische Bilder (auch wenn ich vom Impressionismus oder dessen Vertretern eigentlich überhaupt keine Ahnung habe), gerade diese üppigen Gartenbilder die Monet gemalt hat, allerdings ist mir die reale Vorlage dazu doch etwas zu wucherig. Wenn man fies wäre könnte man sagen, es ist im Prinzip viel verschiedenes, chaotisch gepflanztes Grünkraut mit noch viel mehr verschiedenen Farbtupfern. Sagt man natürlich nicht, ist ja der Monet-Garten.

Der Wasserbereich mit dem bekannten Seerosenteich hat mir dann schon besser gefallen. Der Teich und der ihn umfließenden Bach mit seinem großen Bambus-Wald geben etwas mehr Struktur vor. Die Nachahmung der Perspektive des bekannten Brückenbildes ist mir nicht wirklich gelungen, v.a. weil der Teich relativ groß ist und der Betrachter sich im Monet-Werk eigentlich mitten auf dem See befindet.

Die vielen Touristen, die schon am Vormittag im Park waren, habe ich meistens versucht aus den Fotos rauszuhalten. Klappte bei der Nahaufnahme der Brücke natürlich nicht. Giverny ist übrigens auch einer dieser "Verlade-Orte", an denen vor allem die armen asiatischen Touristen in Bussen angekarrt und nach einer gehetzten Stunde durch Garten und Dorf wieder abgeholt werden.

Zum Schluss gab es noch einen kleinen Rundgang durchs Haus von Monet. Einrichtung ist (logischerweise) die eines netten Sommerhauses der gehobenen Gesellschaft um die Jahrhundertwende. Besonders gut hat mir das große Arbeitszimmer gefallen.

Neben Monets Werken sind auch die von anderen Impressionisten wie Cezanne oder Degas ausgestellt. Außerdem kommen noch eine ganze Reihe japanischer Gemälde des 19. Jahrhunderts dazu. Ob und warum es da einen Zusammenhang zu Monet gibt weiß ich nicht, leider gibt es keinerlei Infotexte im Haus.

Von Giverny nach Parville

Wieder auf dem Parkplatz angekommen wurde mir relativ schnell klar, dass ich wohl den kompletten Nachmittag hier verbringen würde müssen: Alles war vollgeparkt und ständig kamen neue Besucher an oder fuhren weg. Durch die nicht-höhenbeschränkte Einfahrt rauszufahren war zu gefährlich. Also habe ich mich meinem Buch gewidmet. Die Fortsetzung der Millenium-Trilogie von David Lagercrantz, "The Girl in the Spider's Web" - schon ziemlich seltsam. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob die Originale von Stieg Larsson auch schon so aufgebaut waren, aber das ist Hollywood-Schwachsinn in Buchform. NSA-Hacking, eine böse Zwillingsschwester die gar keine ist und am Ende löst ein autistisches Kind mit übermenschlichen Fähigkeiten alles auf und jeder ist glücklich. Naja, dafür wars relativ einfaches Englisch und viel Lesestoff für wenig Geld.

Im Laufe des Nachmittags hab ich dann beschlossen, dass ich Rouen sausen lasse und doch gleich an die Küste fahre. Zehn Tage lang Stadtbesichtigungen, Museen und Kultur non-stop haben mir dann doch irgendwann gereicht. Außerdem hat man dann noch etwas, was man sich bei zukünftigen Reisen in Frankreich ansehen kann.

Übernachtet wurde dann bei einem kleinen Teich in Parville, kurz nach Evreux. War sehr schön da, so schön, dass ich es mal gewagt habe und mir auf dem Weg ein französisches Dosenbier (als Glasflasche gibts hier nur Heineken oder Bier, dass aussieht wie Mineralwasser) für den Abend mitgenommen hab, 1664 nennt sich das. Was soll man sagen, sicher nichts außergewöhnliches oder tolles aber auch nicht zum kotzen; besser als 5,0er. Sollte mich aber wohl in Zukunft doch eher an den Wein hier halten.

Weiter geht's mit meinem Reisebericht Cabourg - Hermanville-sûr-Mer.