So eindrucksvoll der Le-Mont-Saint-Michel auch war, nach einer gewissen Zeit hatte man alles gesehen. Außerdem blieben mir nur noch zwei Wochen, um an die spanische Grenze zu kommen. So ging es nach einem kurzen Reparaturaufenthalt in Pontorson weiter nach Rennes, der Hauptstadt der Bretagne.
ANMERKUNG: Der Stil dieses Artikels ist ein bisschen anders als der der Vorhergehenden. Wenn ich in der ersten Vergangenheit schreibe, tue ich mir immer schwer, von meinem Hausarbeitsstil zu lassen. Das hat mich beim Le-Mont-Saint-Michel-Artikel zur Weißglut gebracht, weil ich dann auch ständig an irgendwelche Relativsätzen feilen muss oder unbedingt abwechslungsreichen Satzbau haben möchte. So brauchen die Artikel Stunden. Deswegen gilt ab hier: Gegenwart und zweite Vergangenheit, keine Schachtelsätze, mehr Umgangssprache, mehr schiefe Sätze. Ich hoffe, es bringt was um meinen Eintrags-Output etwas zu erhöhen bzw. nicht ganz so viel Zeit jeden Abend auf diese ganze Geschichte zu verwenden. Euch auf dem Laufenden zu halten macht mir Spaß, und es soll mir möglichst lange Spaß machen. Also gut, here we go.
Boxenstopp
An Tag zwei in Pontorson bin ich dann zumindest ein Schließproblem angegangen, das der Hecktüre. Die Seitentür funktioniert ja wie gesagt noch und mein Fahrrad da offen drin stehen zu lassen wenn ich weg bin war mir dann doch etwas zu heikel. Also meine schöne (schön ist relativ; zumindest dicht war sie) Silikondichtung aufgeschnitten und vorsichtig die Abdeckung der rechten Hecktür entfernt. Die war mit doppelseitigem Klettband und Kraftkleber am Metall festgemacht (für genauere Infos müsste man in den Ausbau-Artikel gucken... haha..). Zwei der vier Klettbänder haben die Ablöseprozedur überlebt, eine ganze gute Bilanz dafür, dass ich eigentlich an keines wirklich geglaubt hatte.
Dann gings ans Improvisieren. Zum Glück habe ich mir massig Kabelbinder und Gaffatape mitgenommen, wenns drauf ankommt kann man damit alles richten (vielleicht nicht grad am Motor..). Der Türpin sitzt an einer blöden Stelle und so hat es ne gute Stunde gedauert, bis ich mit zwei Kabelbinderschlingen durch die Löcher und um die Ecken vom Schließmechanismus gekommen bin. Schaut hochprofessionell aus das Ganze.

Zwischendurch bin ich außerdem durch andere Wohnmobilisten und v.a. deren fahrbare Untersätze abgelenkt worden. Neben mir hatte sich wohl abends noch ein Pärchen in ihrem Uralt-T3 mit Aufstelldach aufgebaut. Überall Rost, Frontscheibe mit Vignetten übersäht, Fahrersitze und Rückbank aufgerissen und angegammelt, außenrum einmal dick mit einem richtig schlechten Lack überlackiert. Ein Traum. Muss dazu sagen, dass ich einen leichten Hang zu absolut abgefuckten Vehikeln habe. Das hat einfach irgendwie Charme für mich, perfekt polierte Weißware oder T5-Camper für 60 000 Euro Einsstiegspreis sieht man oft genug. Leider waren die Besitzer grad ausgeflogen, sonst hätte ich ihnen wohl noch ein Gespräch aufgedrückt. Und auch der überlange DüDo war nicht lange genug auf dem Parkplatz, um mich mit den Besitzern unterhalten zu können. Die Mercedes T2er- bzw. T1er-Reihe (v.a. der 308er oder 310er) hätte mir als Basisfahrzeug für meinen Ausbau eine Zeit lang auch gefallen, v.a. als Postkoffer. Allerdings verbrauchen die zu viel für meinen Geldbeutel und ich glaube, da muss man auch KFZ-technisch fit sein, um sowas noch gut bewegen zu können heutzutage.
Auf jeden Fall hatte ich nach getaner Arbeit ein gesteigertes Kommunikationsbedürfnis und das haben dann die einzigen Deutschen, die ich noch auf dem Stellplatz entdeckte habe, aushalten müssen. Deren Jumper hatte wohl ein Problem mit der Elektrik und das Ehepaar wartete gerade auf den Pannendienst. Waren auch erfahrene Camper wie sie herausgestellt hat, und nicht wenig auskunftsfreudig. Haben mir Korsika als unbedingt lohnendes Reiseziel für ein Wohnmobil empfohlen, auch wenn es teilweise anstrengend zu fahren ist. Vielleicht kann man sich das ja fürs kommende Jahr überlegen. Als der Pannendienst dann kam musste er die beiden nach einer halben Stunde herumprobieren leider abschleppen. Somit war ich allein auf dem verlassenen Parkplatz und beschloss, nicht mehr zu warten bis die beiden T3-Bewohner eventuell wiederkommen würden. Das nächste Ziel war Rennes.
Von Pontorson nach Rennes
Beim Programmieren des Navis habe ich mich dann aus lauter Übermut auf die Funktion "kürzesten Weg" berechnen eingelassen. Dumme Idee; eigentlich hatte ich ja schon genug Erfahrung gesammelt was die Straßen angeht, die mein Navi für "gut passierbar" und "locker mit 90 befahrbar" hält. Nach einer Stunde Huckelpiste bin ich dann nach Schildern gefahren, was das Navi ohne viel zu Murren akzeptiert hat.
Die Fahrt war unspektakulär und bot landschaftlich nichts großartig Neues, außer dass der Himmel für einen kurzem Moment mal wieder aufriss. 10 Kilometer vor Rennes hatte sich ein Tramper positioniert. Das war, seit ich durch Frankreich fahre erst der Zweite überhaupt und der Erste, der auf meine Fahrbahnseite stand. Also bin ich angehalten und hab ihn gefragt, wo er hinwill. Dass ich nur auf Englisch kommunizieren kann hat ihn ein bisschen verunsichert, aber wir sind uns zumindest über die Richtung (einfach mal auf der Landstraße bleiben) einig geworden und er ist eingestiegen.
War ein 19-jähriger, kleinerer Kerl, der gerade seinen bac (Abitur) geschafft hatte, aus Rennes stammt, wohl von einer Feier kam und zu seiner Freundin wollte. Er wollte grade von seinen Studienabsichten erzählen, als wir auch schon am Ziel waren. Hatten vielleicht gerade einmal fünf Kilometer hinter uns gebracht. Das war wohl eine der kürzesten Tramps, die man so machen kann und ich vermute im Nachhinein, dass er den Daumen nur aus purer Langeweile ausgestreckt hatte; er war nämlich ziemlich überrascht, dass überhaupt jemand angehalten hat. Naja, ein bisschen Schade wegen der Unterhaltung (hat sich 1000 Mal für sein Englisch entschuldigt, was aber gar nicht mal so schlecht war), aber gut.
Rennes
In Rennes bin ich dann auf einen Parkplatz eines Vorortes zugesteuert, der Teil einer größeren Sportanlage war. Golf, Leichtathletik, Wasserball und Fußball waren die Schwerpunkte dieser Anlage. Alles war von einem schönen Park eingeschlossen, der sich entlang eines kleineren Flüsschens orientierte. Hab mir dann erstmal einen Stellplatz unter Bäumen gesucht und alle zu Fuß erkundet.
Wenn ich irgendwo ankomme, hat sich das Erkunden der Umgebung schon fast zu einer Art Gewohnheit entwickelt. Man schaut nach Toiletten, Supermärkten, Handyempfang, W-Lan, Duschmöglichkeiten, Frisch- und Abwasserstationen sowie allgemeiner Atmosphäre und entscheidet auf der Basis der Ergebnisse seines Rundgangs wie lange man hier wohl stehen bleiben kann und wird. Beim Parkplatz in Cesson-Sévigné (so heißt der Vorort), habe ich c.a. zwei Tage veranschlagt; genug um Rennes besichtigen zu können.
Auf dem Flüsschen kann man auch (Schlauch-)Boot fahren, eine Sache, die mich zwischenzeitlich sehr gereizt hat. Eigentlich wollte ich mir ja noch so ein Ding mitnehmen für die Reise, dann wäre ich vierfach mobil gewesen. Aber der Platz und der Preis und die Vernunft haben mich dann doch davon abgebracht. Boot fahren (Kajak, Ruder- oder Padelboot ist mir eigentlich egal) möchte ich in den nächsten Monaten aber auf jeden Fall noch.
Am nächsten Tag ging es dann in die Altstadt von Rennes. Zwei Dinge merkt man sofort: Erstens, dass das hier die Hauptstadt der Bretagne ist und dementsprechend alle Straßenschilder und wichtigen Marker in Französisch und Bretonisch beschriftet sind (Rennes heißt z.B. Roazhon). Und es fällt einem auf, dass es hier während der Vorlesungszeit nur so von Studenten wimmeln muss: Es gibt Unmengen von kleinen Kneipen und Bars, sehr gut ausgebaute Fahrradstraßen und öffentlichen Nahverkehr. Das hat mich gefreut, weil es mich in der Hoffnung bestärkt hat, hier doch vielleicht auf ein-zwei Menschen zu treffen, mit denen man sich unterhalten kann. Dummerweise wird einem aber auch sofort klar, dass Semesterferien sind. Die meisten Cafés und Bars, wo ich im Kopf "Studentenkneipe" drüber schreiben würde, hatten geschlossen, und das nicht nur weil es erst Vormittag war. Auch die Stadt war außer ein paar Touristen jetzt nicht so voll, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Gut, dachte ich mir, dann ziehst du halt dein ganz normales Sightseeing-Programm durch. Der Stadtplan aus der Touristinfo gibt dazu sogar gleich die Struktur vor, in dem der die "Top-10" der Sehenswürdigkeiten von Rennes kurz vorstellt und einen nummierten Weg durch die Altstadt vorgibt, den man innerhalb von 2 bis 2 1/2 Stunden abgehen kann.


Ganz gut hat mir vor allem der Thabor-Park gefallen, das ist der Stadtpark von Rennes und auf jeden Fall einen Blick Wert. man hat in kleinen abschnitten immer unterschiedliche Gartenstile und kann sich in seinem Lieblingsstil in die Wiese setzen.



Leider hatte ich mir nicht zu Mittag mitgenommen und bin deswegen mal wieder in einen Supermarkt ausgewichen. Frisch gestärkt konnte ich mich dann an den Ärger machen, der sich durch eine französische SMS mit dem Inhalt "Compte Principal épuisé" ankündigte.
Ärger mit dem Handy-Tarif
Wie ich bereits geschrieben hatte, habe ich mir in der ersten Woche meiner Tour durch Frankreich in Reims ein Orange-Prepaid-SIM zugelegt, v.a. eine bessere Netzabdeckung zu haben. Die im Cabourg-Artikel genannten 2 Gigabyte stellten sich relativ schnell als nicht ganz zutreffend heraus... wie so ziemlich alles was die Frau aus Reims mir erzählt hat; ihre Aussagen wie, wo und wann man das Prepaid-Volumen wieder aufladen soll war alle falsch. Um die Sache kurz zu machen: Habe es nach dem Erreichen meines einen Gigabytes Datenvolumen geschafft für 80 MB bzw. zwei Tage Internet knapp 30 Euro auszugeben.
Dementsprechend angefressen bin ich in die nächste Orange-Filiale gestiefelt und hab ihnen so gut es geht mein Leid geklagt. Zwischenzeitlich waren alle Verkäufer des Ladens incl. eine Kundin dabei, mein Problem sowohl auf Englisch als auch auf Französisch zu durchdenken und zu diskutieren. Da diese innerstädtischen Filialen aber alle als Franchise organisiert sind weiß die eine Hand nicht was die andere tut und sie konnten mir nicht Mal helfen wenn sie gewollt hätten. Also musste ich für die letzten zwei Wochen in Frankreich in den sauren Apfel beißen und noch einmal 10 Euro für ein weiteres Gigabyte ausgeben. Musste mich danach unbedingt ablenken und bin deswegen nochmal an der Touri-Info vorbegelaufen, um mir das Veranstaltungsprogramm für diese Woche in Rennes geben zu lassen.
Tote Hose in Rennes
Ich hatte die Hoffnung, an diesem Abend irgendwas in der Stadt zu unternehmen noch nicht ganz aufgegeben. Schließlich leben hier zu Hochzeiten 200 000 Menschen, da muss ja irgendwas geboten sein. Die Frau an der Touriinfo ist mit mir auch alle bekannten und unbekannten Seiten und Verzeichnisse durchgegangen, aber wirklich was geboten war erst wieder am Donnerstag (zwar ein Jazz-Konzert, wäre mir aber egal gewesen).
Der August scheint ein schwieriger Monat zu sein, das hat mir auch schon die Buchhändlerin aus Paris erzählt. In Frankreich kann es dir wirklich passieren, dass im August dein Bäcker, Metzger oder Gemüsehändler einfach Mal für einen Monat ihren Laden schließen. Und das ist voll okey, weil du bist ja auch nicht da. Im August bricht also das soziale bzw. allgemein kulturelle Leben abseits der Touriattraktionen so ziemlich zusammen, Supermärkte sind da die einzige wirkliche Konstante.
Daraufhin war auf jeden Fall für den Tag endgültig die Luft raus. Bin dann wieder heimgefahren (d.h. zu HORA zurück) und habe noch ein bisschen an der Verbesserung der Website gebastelt (kommt alles im Laufe der Zeit).
Waschtag N#3
Mein Wäschesack hatte sich die vergangenen Tage mal wieder seiner Maximalkapazität genähert und am dritten Tag in Rennes war es dann endgültig Zeit für den Besuch einer Lavomatique (Waschautomaten, ist wohl ein Markenname aber ich hab festgestellt dass damit jeder Franzose weiß, was gemeint ist). Nach einigem Hin- und Her habe ich auch eine gefunden und mich auch mal an die Trockner gewagt, damit die Wäsche nicht ganz so lange hängt. Ich habe nur Dinge dabei, die über die Zeit auch kaputt gehen/auswaschen können und wasche dementsprechend immer alles zusammen bei 60°. Die Automaten waren schon etwas älter und dementsprechend war Waschqualität und der Geruch jetzt nicht so prall, sauber ist es aber geworden.
Außerdem habe ich die Trockenzeit dafür genutzt, meine erste Charge Postkarten loszuschicken. Es wird noch mehrere Chargen geben (vermutlich eine aus Frankreich und eine aus Spanien), ihr werdet auf postalischem Wege auch mindestens einmal was von mir hören. Manche Karten richten leider noch "schöne Grüße aus der Normandie" aus, obwohl ich natürlich schon in der Bretagne war.. ich hoffe das geht trotzdem in Ordnung ;).
Als die Postkarten verschickt waren und die Wäsche einigermaßen transportfähig, habe ich mich dann auch dazu entschieden, nach Nantes weiterzufahren. Nantes war vor allem Wegen dem Namen, seiner Größe und den zwei Sternen (=sehr sehenswert) in meinem Marco-Polo-Altas mein nächstes Reiseziel.
Der Weg nach Nantes war okey, bis auf feierabendbedingte kurze Staus gab es keine größeren Zwischenfälle. Hinter einem Kreisverkehr warteten sogar wieder zwei Tramper, die ich gerne mitgenommen hätte, wenn ich sie früher gesehen hätte. Sie standen wirklich unmittelbar nach dem Kreisverkehr in einer kleinen Einbuchtung, und danach gab es keine Möglichkeit mehr, anzuhalten. Schade drum.
Kurz vor Nantes fuhr ich dann noch einmal auf einen Rastplatz um zu duschen und mein Reifendruckproblem noch einmal anzugehen. Der Mechanismus dieses Reifendruckgeräts war nicht ganz so locker, aber irgendwie wollte das auch nicht richtig funktionieren. In Frankreich ist an Kopf der Luftpumpe so ein kleiner Metalbügel, den man wohl ins Gewinde des Ventils einhängen soll, um den Pumpenkopf gerade draufzuhalten. Das Teil ist trotzdem locker wie sonstwas und man wackelt ständig auf dem Ventil rum, was einem mehr Luft aus dem Reifen lässt, als man reinkreigt. Außerdem stieg der Druck beim Betätigen des Plus-Knopfes um ca. 0,1 bar alle 10 Sekunden... also auch nicht so ganz vertrauenswürdig.
Habe dann den nächstbesten Franzosen angequatscht, um mir Hilfe zu holen. Zusammen sind wir dann die Reifen nochmal mit dem Druckgerät abgegangen und es schien auch so, als ob ich das Teil richtig bedient hatte. Trotzdem traute ich der ganzen Geschichte nicht; weil die Druckanzeige mir nach dem Aufpumpen mit gleichem Druck für die Vorderreifen bei der Kontrolle unterschiedliche Werte gab. Der Franzose konnte mir da leider auch nicht mehr weiterhelfen, die Kassiererien der Tankstelle war mit dem Kundenandrang heillos überfordert, und so beschloss ich mit schweren Gewissensbissen weiterzufahren. Es war immernoch überall mehr als 4 Bar drin und besser etwas zu wenig Druck als ein Kaputtes Ventil oder sonst was. Etwas missmutig ging es dann weiter in einen Vorort von Nantes, wo ich auf dem Parkplatz für den örtlichen Stadtpark Halt machte.
Weiter geht's mit meinem Reisebericht Nantes.